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Posttraumatische Belastungsstörungen (einfache und komplexe)

Die Posttraumatische Belastungsstörung ist definiert als mögliche Folgereaktion auf ein traumatisches Ereignis oder mehrere Traumata. Als traumatisch wiederum wird ein Ereignis katastrophalen Ausmaßes verstanden, das in dem Betroffenen Gefühle des Kontroll- und Autonomieverlustes, der Hilflosigkeit, Angst und Lebensbedrohung auslöst.

Entscheidend für die seelische Verwundung sind neben der objektiven Traumaschwere die vorhandenen individuellen Verarbeitungsmöglichkeiten eines Menschen (Resilienz). In der Fachliteratur unterscheiden wir zwischen einmaligen, zeitlich begrenzten Traumata; Trauma I (Unfälle, Naturkatastrophen, Überfälle u.a.) und solchen, Trauma II, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und wiederholt bzw. personengebunden auftreten (Kriegserlebnisse,  wiederkehrende sexuelle oder körperliche Gewalt in Familie oder Partnerschaft, Kindesmisshandlung, Kindesmissbrauch). Letztere führen zu einer größeren Belastung bei den Betroffenen und letztlich zu komplexen Traumafolgestörungen.

Die Lebenszeitprävalenz für eine PTBS liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 1-7%.

Zum syndromalen Störungsbild der PTBS gehören: sich aufdrängende Gedanken an das Trauma (Intrusionen), eine Wiederkehr der Traumaerinnerung in allen Sinnesqualitäten (Flashbacks), Erinnerungslücken (partielle Amnesien),Übererregungssymptome (Hyperarousal), wie Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, außerdem Vermeidungsverhalten bestimmter Situationen, die an das Trauma erinnern, emotionale Taubheit (Numbing) und dissoziative Symptome. Komorbid entwickeln sich im Verlauf gehäuft auch depressive Störungen, Abhängigkeitserkrankungen, bei komplexen Traumafolgestörungen auch Essstörungen (v.a. Bulimie) und eine
Persönlichkeitsstörung (Borderline).

Wenn es (in Abhängigkeit von der Schwere eines Traumas und den vorhandenen Bewältigungsmechanismen) zu einer Traumafolgestörung kommt, zeigen sich die ersten Symptome zeitversetzt innerhalb von 6 Monaten nach dem erlittenen Trauma. Wenn die Symptome schließlich über einen längeren Zeitraum (mehr als einen Monat) anhalten, diagnostizieren wir eine PTBS.

Menschen mit einer komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung sind besonders schwer betroffen; sie leiden unter den geschilderten Symptomen  und sind darüber hinaus in ihrem persönlichen Wertesystem, in ihrem Vertrauen in andere Menschen tief erschüttert und in ihrer Beziehungsgestaltung und Selbstregulation beeinträchtigt.

Die an den Leitlinien unseres Fachgebietes orientierte Behandlung von einfachen und komplexen Traumafolgestörungen (Trauma I und II) beinhaltet in der ersten Therapiephase die Abklärung des individuellen Stabilisierungsbedarfs unter Berücksichtigung komorbider Störungsbilder (Sucht, Depression, Essstörung, Persönlichkeitsstörung). Besonders wichtig ist uns der Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung, da Vertrauen, Würde, Schutz, das Gefühl von Sicherheit, Verlässlichkeit, Wertschätzung, Offenheit und Transparenz für den Betroffenen elementare Voraussetzungen sind, therapeutische Interventionen anzunehmen, sich auf das klinische Setting mit seinen äußeren Strukturen und Halt gebenden Regeln einzulassen, Distanzierungstechniken (Imaginationen) zu erlernen,  Skills zur Affektregulation zu erwerben, auf selbstschädigendes Verhalten zu verzichten, bestehende Täterkontakte aufzugeben, sich anzuvertrauen, sich zuzumuten u.v.m.. Das methodenübergreifende Setting (s. Verlauf der Behandlung und Therapiemethoden) bietet Raum für Entlastung, strukturelle Entwicklungen (u.a. der Selbstwahrnehmung und Selbstregulation), die Erweiterung sozialer Kompetenzen, Verbesserung des Selbstwirksamkeitserlebens. Diese Stabilisierungsphase kann Wochen bis Monate dauern.

Je nach Schwere der Symptomatik und vorhandener Komorbidität sind in der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen auch Psychopharmaka, z. Bsp. Antidepressiva indiziert. Hierüber erfolgt ärztlicherseits eine ausführliche Aufklärung. Die Entscheidung über die Einnahme einer Medikation trifft der Patient letztlich selbst. Im Sinne der Transparenz und des gegenseitigen Vertrauen ist es uns wichtig, alle Fragen, Bedenken und Vorbehalte anzusprechen und nach der bestmöglichen, nicht selbstschädigenden Symptomentlastung für den Betroffenen zu suchen.

In Abhängigkeit von der erreichten Symptomentlastung kann sich nach der Stabilisierungsphase in  der vertieften Psychotherapie (noch im stationären oder danach im ambulanten Setting)  eine Traumabearbeitung (z.B. mittels EMDR) anschließen. In der Traumabearbeitungsphase geht es darum, sich mit den traumatischen Erinnerungen unter geschützten Bedingungen auseinanderzusetzen (diese durchzuprozessieren), bis letztlich die Erinnerung an das Trauma als etwas Vergangenes erlebbar wird und nicht mehr als ein Gefühl, dem Trauma im Hier und jetzt ausgeliefert zu sein. Das heißt, dass am Ende eines traumaverarbeitenden Prozesses die traumatische Erinnerung „verändert“ im Gedächtnis abgelegt wird und die Gewissheit entsteht, dass es sich um etwas Vergangenes handelt.

Unsere Klinik bietet eine behütende therapeutische Atmosphäre und ein methodenübergreifendes Setting, um den oben skizzierten traumatherapeutischen Weg zu begleiten und diesen mit der sich anschließenden Weiterbehandlung im ambulanten Bereich in enger Rücksprache und unter Berücksichtigung des vorhandenen Hilfsbedarfs zu verknüpfen.