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Bipolare affektive Störungen

Die bipolare Störung ist charakterisiert durch das wiederholte Auftreten (mindestens 2) depressiver und manischer (oder hypomanischer) Episoden. In beiden Arten von Krankheitsepisode sind die Stimmung eines Betroffenen und sein Aktivitätsniveau, allerdings jeweils zum entgegengesetzten Pol, verschoben und deutlich gestört. Manische Episoden beginnen in der Regel ganz plötzlich und dauern 2 Wochen- 4 Monate, depressive Episoden beginnen schleichender und tendieren zu deutlich längerer Dauer. Typischerweise ist die Besserung zwischen den Krankheitsepisoden vollständig.

Die Prävalenz bipolarer Störungen liegt bei ca. 1% der Bevölkerung (12-Monatsprävalenz). Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Die erste Episode tritt gewöhnlich zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr auf. Oft vergehen jedoch Jahre, bis die Diagnose einer BIP gestellt wird, da häufig zunächst nur depressive Episoden auftreten und erst im späteren Verlauf (mit der ersten manischen Episode) klar wird, dass es nicht um eine monopolare rezidivierende Störung, sondern um eine bipolare Störung geht. Für die Entstehung manisch-depressiver Erkrankungen spielt die genetische Vulnerabilität eine wichtige Rolle. Allerdings ist es letztlich die Gen-Umwelt- Interaktion, die entscheidet, ob bestimmte Gene „aktiviert“ werden oder nicht und eine bestimmte Erkrankung im späteren Leben klinisch manifest wird oder eben nicht (Vulnerabilitäts-Stress-Modell). So zeigt beispielsweise die Konkordanzforschung bei Zwillingen (gleiches Erbgut), dass nicht beide an einer BIP erkranken müssen.

Depressive und manische Episoden treten bei bipolaren Störungen sowohl im (unterschiedlich schnellen) Wechsel als auch im gemischten Zustand auf. Sowohl depressive als auch manische Episoden können zudem von wahnhaften Symptomen begleitet sein. Die genaue Einordnung und Diagnose wird von einem Psychiater vorgenommen und gestellt.

Die Pharmakotherapie stellt die entscheidende therapeutische Säule in der Akutbehandlung depressiver (Antidepressiva) und (hypo) manischer Symptome (Antipsychotika) dar. Ziel ist immer eine Symptomreduktion bis zur Vollremission der Symptome. Darüber hinaus geht es aber gerade bei bipolaren Erkrankungen um einen Schutz vor weiteren Krankheitsepisoden und eine dementsprechende medikamentöse Phasenprophylaxe. Die sogenannten Stimmungsstabilisierer sind Medikamente, die die Symptome depressiver und manischer Episoden lindern und das Wiederauftreten solcher Symptome verhindern sollen. Am hierfür bewährtesten sind die folgenden Substanzen: Lithium, Valproinsäure, Carbamazepin und Lamotrigin. Welche Medikation bzw. Kombinationstherapie die geeignete ist, erörtern wir ausführlich und differenziert mit dem betroffenen Patienten.

Psychotherapeutisch fokussieren wir eine ausführliche Psychoedukation über das Krankheitsbildden Krankheitsverlauf und die Behandlungsmöglichkeiten (für den Akutfall und für die Phasenprophylaxe). Im weiteren Verlauf geht es um die innere Arbeit an der Krankheitsakzeptanz, um die Berücksichtigung der eigenen Vulnerabilität und eigener Belastbarkeitsgrenzen, den Umgang mit Stress (Abgrenzungsfähigkeit, soziale Kompetenzen u.v.m.), die notwendige Psychohygiene in der Lebensführung (u.a. Schlaf-Wach-Rhythmus, Verzicht auf Alkohol) und die notwendige Compliance hinsichtlich der Medikamenteneinnahme. Es wird stets ein Krisenplan erarbeitet, der auf das Erkennen von Frühwarnzeichen sensibilisiert und den Umgang mit diesen (engmaschigere Arztkontakte, Optimierung der Medikation u.a.) definiert. Wichtig ist uns zudem die Einbeziehung von Angehörigen in die Therapie, um über das Krankheitsbild, den Umgang mit Frühwarnzeichen und Symptomen zu informieren und ggf. den innerfamiliären Kommunikationsstil, das Stressmanagement zu thematisieren.

In der ausleitenden Behandlung geht es um die Gewährleistung einer tragfähigen Stabilität unter zunehmenden Belastungserprobungen sowie um die konkrete Planung der ambulanten Weiterbehandlung und  der beruflichen Perspektive (z.B. Wiedereingliederungsmaßnahme).